War heute vormittag in meiner ersten Vorlesung, allein die war so dermaßen trocken, daß ich nach einer Viertelstunde gegangen bin. Mein Eindruck von den Studenten: Mein Gott, die sind ja noch so jung! Ich bin dann noch kurz in die Verwaltung gegangen, etwas fragen, habe dann in der Mensa (die noch zu hatte) einen Kaffee getrunken und bin danach wieder mit der U5 nach Stuttgart hinuntergefahren. Was mich sichtlich nervt, ist das laute Telefonieren in der Bahn, sei es die S-Bahn oder die Stadtbahn in Stuttgart. Das ist eben der sogenannte „technische Fortschritt“. Wenn man mit etwas Geld machen kann, sind die gesellschaftlichen Konsequenzen sekundär.
Die nächste Vorlesung, in die ich gehen möchte, ist am Mittwochnachmittag. Hoffe, daß die besser sein wird.
Bei der FAZ lese ich „563 Euro Regelsatz, zwei Euro für Bildung – und die Wohnung?“. Das ist wieder die leidige Diskussion um des Kaisers Bart. Man kann so oder so argumentieren, ja, da gäbe es die Tafeln und Second-Hand-Läden und wenn man sparsam ist, könnte man sehr wohl usw. usf., aber nach 18 Jahren Sozialhilfesatz kann ich sagen: Nein, die € 563,- reichen nicht, Punkt! Imho müßten es mindestens € 200,- bis € 250,- mehr sein. Das Sozialamt bezahlt weder Zahnbehandlungen (jedenfalls bei mir) und auch keine € 150,- für Bildung. Es wird gebetsmühlenartig wiederholt, ja, das ist im Regelsatz enthalten, was aber technisch gar nicht geht. Eine Bitte von mir, das Sozialamt solle mir vorrechnen, wie das gehen soll, wurde ignoriert. Ich habe mich dann wohl oder übel entschuldigt, um keinen Ärger zu bekommen, aber im Grunde genommen ist das einfach eine Schweinerei. Eine Email an das BMAS wurde mit dem Hinweis „nicht zuständig“ beantwortet.
Summan summarum ist – wovon angeblich die Demokratie (so wir denn eine hätten) lebt – eine Diskussion mit öffentlichen Stellen nicht möglich, weil sie sich drücken, wo es geht. Man muß da froh sein, wenn man keinen Ärger bekommt.
Erneute Email an das BMAS:
„Sehr geehrte Damen und Herren,
ich dürfte mir das nicht leisten, was Sie da machen. Ich werde einfach von einer Stelle zur anderen weiterverwiesen. Ich hatte beim zuständigen Sozialamt nachgefragt, ob es € 150,- für Bildung übernehmen könnte, aber da kam nur, das „wäre im Regelsatz enthalten“, was schlicht und einfach nicht stimmt. Ich kann es nicht leiden, wenn man mich anlügt, um es einmal klar auszudrücken. Bekomme ich nun von Ihnen eine befriedigende Antwort oder sind Sie dazu auch nicht in der Lage? Und wenn ich doch mal unerwartet eine Antwort bekomme, gehen Sie einfach auf die unbequemen Dinge nicht ein. So kann man das natürlich auch machen, aber beliebter werden Sie dadurch nicht. Aber vielleicht wollen Sie das auch gar nicht.
mfg,
C. Cyrny“
Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich 1987 – ich war damals in der Ausbildung – für kurze Zeit vom Sozialamt abhängig war, und damals war die Mitarbeiterin ausnehmend freundlich (!). Sie hat mir sogar ungefragt eine Winterjacke bezahlt (damals gab es noch Kleidergeld). Ich meine, ich kann es nicht beweisen, aber ich werde das Gefühl nicht los, daß die Unfreundlichkeit der Sachbearbeiter(innen) heutzutage Methode hat.