Horst Bienek: „Werkstattgespräche mit Schriftstellern“ (1962)

Cover der Taschenbuchausgabe von 1976 © Copyright 1965 by dtv. Mit freundlicher Genehmigung.

Das vorliegende Taschenbuch – die gebundene Ausgabe erschien 1962 im Carl Hanser Verlag – ist ein Versuch, einigen der damals renommierten Schriftststeller sozusagen „in die Karten zu schauen“.

Die Schriftsteller waren:

  • Max Frisch
  • Marie Luise Kaschnitz
  • Wolfgang Koeppen
  • Robert Neumann
  • Hans Erich Nossack
  • Uwe Johnson
  • Friedrich Dürrenmatt
  • Alfred Andersch
  • Wilhelm Lehmann
  • Heinrich Böll
  • Hermann Kesten
  • Carl Zuckmayer
  • Friedrich Sieburg
  • Martin Walser
  • Gerd Gaiser
  • Elias Canetti

Nun ist es mir rein technisch gesehen nicht möglich, auf alle hier erwähnten Schriftsteller einzugehen. Ich will deshalb neben ein paar allgemeinen Bemerkungen einen heraussuchen, nämlich Heinrich Böll.

Zu Heinrich Böll heißt es im Vorwort des Kapitels über ihn:

„Vor Jahren galt er als ein vielversprechender junger Autor – heute ist Heinrich Böll eine der bedeutsamsten, wichtigsten literarischen Erscheinungen in Deutschland. Die Ablehnung, die zunächst die jüngeren deutschen Autoren nicht nur bei uns, sondern im Ausland gefunden haben, ist in den letzten Jahren geschwunden – im Fall Böll ist sie mit Recht in Respekt und Begeisterung umgeschlagen.“–Horst Bienek

Wie komme ich nun auf Böll? Heinrich Böll ist einer meiner deutschsprachigen Lieblingsschriftsteller, wegen seiner Humanität und seiner dabei gesellschaftskritischen Haltung. Das Werkstattgespräch wurde, wie es im Vorwort heißt, 1961 in Bölls Arbeitszimmer geführt.

Der Leser erfährt, daß Heinrich Böll seine alten Bücher nicht aufbewahrt und sich nur dann mit ihnen beschäftigt, wenn Korrekturen anzubringen sind (was meistens seine Frau erledigt). Vorstudien macht Böll keine; höchstens Zettel mit Stichworten. Seine liebste Form ist die Kurzgeschichte, weil sie – so Böll – keine Ungenauigkeiten duldet. Und so geht es weiter. Man erfährt eben einige der technischen „Kniffe“, die beim Schreiben helfen. So benötigt Böll beispielsweise viele Zigaretten, alle paar Stunden eine Kanne Kaffee oder Tee und eine Schreibmaschine. (Ein anderer der in diesem Buch genannten Autoren braucht ein bestimmtes blaues Papier.)

Und so bietet dieses Buch einen imho sehr empfehlenswerten Querschnitt der Literaturszene Nachkriegsdeutschlands. (Der Zweite Weltkrieg war ja erst siebzehn Jahre her.) Ich kann dieses Buch, das anscheinend nur noch gebraucht erhältlich ist (was ich sehr schade finde), jedenfalls wärmstens empfehlen.

Weiterführender Link: Ein paar Informationen zum Autor Horst Bienek auf der dtv-Website. Das Buch ist definitiv nur noch gebraucht zu beziehen, beispielsweise bei Booklooker.

Text „Im Park“

I.

Ich habe meine Wohnung verlassen und lasse mich im warmen Licht der Abenddämmerung durch den nun verlassenen Park dahintreiben. Wie eine Kamera in einem imaginären Film schweift mein Blick über hohes, getrocknetes Gras, und einen Moment lang wünschte ich, es gäbe keine Menschen mehr, nur diese weite, von einem warmen Honigton überzogene Ebene. Von irgendwo her treibt eine entfernte Lautsprecherstimme durch die Luft herüber und bildet einen eigentümlichen Kontrast zu der Ruhe, die der Park ausstrahlt – ja, sie unterstreicht diese Ruhe sogar in gewisser Weise.

Ich fühle mich immer stärker in einen Film hineinversetzt, während ich den asphaltierten Weg verlasse und durch das hohe Gras streife, das hier von einem satten Grün ist, unterbrochen nur durch einzelne gelbe und violette Farbtupfer …

II.  

Dämmerung. Baumgeäst zeichnet sich gegen das orangefarbene Lichtband ab, das sich über dem  Horizont dahinzieht, gegen die emporragenden Silhouetten der Baumstämme, die von einem filigranen Spitzenmuster umgeben sind. Efeuüberwucherte Säulenbögen, die sich den Hang hinabschlängeln, im Hintergrund ein Posthorn, das tiefgelb aus der Dunkelheit glüht. Entferntes Rauschen einer Schnellstraße, Vogelzirpen, Froschgequake vom See her, in dessen dunkler Fläche sich Lichter widerspiegeln.

Dunkle Silhouetten, die gegen das tiefe Blau des Abendhimmels über mich hinwegfliegen wie aus schwarzem Papier ausgeschnittene Vögel. Die schimmernde Wasserfläche ist mit leichten Wellen überzogen, wie ein dunkler, geheimnisvoller Spiegel. – Die Zeit scheint stillzustehen. – Konturen fließen ineinander, die ganze Landschaft erscheint wie aus einem Guß.

Ab und zu zieht das Lichtband einer hellerleuchteten Straßenbahn vorüber. Rauschen, entferntes Lachen. Ein Düsenjäger, der am Himmel seine Spur zieht und dessen Kondensstreifen im Licht der Abendsonne orangerot aufglüht …

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Text „Flußlandschaft“

Samstagmorgen. Nachdem ich mir für heute vorgenommen hatte, eine Wanderung entlang des Neckars von Cannstatt Richtung Marbach zu machen, packte ich also ein paar Brote, etwas Obst sowie eine Flasche Mineralwasser in meinen Rucksack und machte mich gegen 10 Uhr dreißig bei sonnigem Wetter auf den Weg.

Am Neckar angekommen, fiel mein Blick nach ein paar Metern auf einen langen Kohlenkahn, der gerade entladen wurde. Mir erschien es sinnlos kompliziert, die Kohle mittels eines Krans Schaufel für Schaufel aus der Ladebucht des Kahns herauszuholen; das könnte man, so denke ich mir, doch mittels einer Art Saugvorrichtung ähnlich eines Staubsaugers viel effizienter erreichen.

Nachdem der Wind oben auf der Straße, die ich auf dem Gehsteig entlanggehe, relativ kalt bläst, beschließe ich, unten direkt am Flußufer zu gehen, wo ein schmaler Weg verläuft. Hier ist der Wind nicht so stark; außerdem stören mich die Geräusche der vorbeifahrenden Autos nicht so sehr. Für mich gänzlich ungewohnt, so nah am Wasser entlangzugehen, finde ich es hier unten aber doch angenehmer als oben auf dem Gehsteig. Ein Kahn (ein anderer als der vorhin) fährt flußabwärts an mir vorüber. Ein Mann an Deck ist mit irgendetwas beschäftigt; hinter ihm ein Auto, das auf Deck festgemacht ist. Es fasziniert mich, zuzusehen, wie der Kapitän den Kurs der Biegung des Flusses anpaßt; eine Aufgabe, die – bei einem sicher an die fünzig Meter langen Schiff – bestimmt keine Kleinigkeit ist und einiges an Übung verlangt.

Als das Schiff schon außer Sichtweite ist, bemerke ich bei genauerem Hinsehen, daß es eine braune Spur im glitzernden Graublau des Flusses hinterlassen hat. Ein Stück weiter sehe ich in Ufernähe eine leere Plastikflasche, die im Wasser schwimmt: Zeugnis der Sorglosigkeit und Rücksichtslosigkeit des Menschen gegen die Natur. Durch die Sonne, die an dieser Stelle direkt aufs Wasser scheint, sind die Wellenkämme wie mit flüssigem Silber überzogen.

Es ist inzwischen elf Uhr geworden, Zeit für die erste eingeplante Rast. Während ich mich auf eine Bank am Ufer setze und meinen Rucksack abnehme, kommen zuerst zwei kleinere Kinder auf Klapprollern angefahren, und dahinter in gewissem Abstand, eine schon ältere Frau, die mir auf Anhieb unsympathisch ist. Ich warte mit dem Essen, bis sie an mir vorbeigegangen ist. Als ich fertig bin und mich erneut auf den Weg mache, der nun unter einer Brücke hindurchführt, die genau vor der nächsten Flußbiegung liegt, muß ich notgedrungen an der Frau und den beiden Kindern vorbei und bin erleichtert, als sie hinter meinem Rücken verschwunden sind!

Rechts neben dem Weg erstreckt sich – für mich ganz überraschend – eine grüne Parklandschaft. Das hatte ich hier nun gar nicht vermutet! Ein Stück weiter höre ich auf einmal klappernde Geräusche, die von rechts aus dem Gehölz zu mir dringen. Erst beim Weitergehen sehe ich, daß es sich um Reiher handelt, die hier in den Bäumen ihre Nester gebaut haben. Eine Tafel informiert mich darüber, daß dies hier ein Naturschutzgebiet ist, dessen Mittelpunkt ein kleiner, wohl künstlich angelegter Binnensee bildet. An einer Landzunge kann ich eine Anlegestelle mit einer Reihe von Booten sehen, die während der Saison vermutlich zum Verleih stehen.

Überhaupt erschließen sich mir hier an diesem Flußufer, wo ich das allereste Mal bin, gänzlich neue Eindrücke. Ich komme an einer Bootsvermietung vorbei, an der eine Reihe verschiedener Motorboote festgemacht sind. Eines davon legt gerade ab, und ich sehe zu, wie der Fahrer es, ganz ohne Motorkraft, von der Anlegestelle in den Fluß hinaus treiben läßt.

Nachdem ich nochmals eine Brücke unterquert habe, wird mir der Wind langsam doch zu kalt (ich hatte mich in Erwartung warmen Wetters nicht übermäßig warm angezogen, was sich nun als Fehler herausstellt). Um mich nicht schon wieder zu erkälten, beschließe ich, meine Exkursion hier abzubrechen und bei der nächstbietenden Gelegenheit den Fluß zu überqueren, da ich am anderen Ufer eine Stadtbahn gesehen hatte. Ich bin jetzt gut eineinhalb Stunden zu Fuß unterwegs und finde, daß ich es damit für heute gut sein lassen kann.

Auf meine Frage hin weist mir ein Mann den Weg zur nächsten Brücke, einer provisorischen Stahlkonstruktion, die sich hier über den Fluß spannt. Ich folge einfach meiner Intuition und finde auch tatsächlich eine Bäckerei. Spontan beschließe ich, dort eine Tasse Kaffee zu trinken. Ich frage nach dem Weg zur nächsten Haltestelle. Es sei nicht weit, nur ein paar hundert Meter geradeaus, und dann halblinks. Ich schätze, daß ich wohl keine Schwierigkeiten haben werde, die Haltestelle zu finden, und nachdem ich meinen Kaffee ausgetrunken habe, mache ich mich wieder auf den Weg. Wie sich herausstellt, ist die Haltestelle wirklich nicht zu verfehlen; sie liegt genau gegenüber einem großen Einkaufszentrum. Da die Sonne hier nun doch relativ hell scheint, setze ich meine Sonnenbrille auf und schaue an der Haltestelle auf den Fahrplan. Noch ca. acht Minuten, das geht.

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Mein erster Artikel

Mein Artikel „Wohlgeruch“ (Seite 1 und 2) © Copyright 2021 by Claus Cyrny/LinuxUser

War ja vom August 2021 bis August 2022 freier Autor beim Magazin LinuxUser, wo ich u. a. einen Artikel über das Modeln und Rendern eines Parfüm-Flakons in Blender geschrieben habe – mein allererster veröffentlichter Artikel1. Habe das aus persönlichen Gründen aber wieder aufgeben müssen, was einerseits schade war, weil mir die Arbeit wirklich Spaß gemacht hat. Andererseits finde ich gerade die Steuererklärung, die ich via Elster Online noch bis Ende März machen muß, sinnlos kompliziert.

1 Der Artikel wurde für das Magazin LINUX VOICE ins Englische übertragen:

Englische Version meines Artikels „Wohlgeruch“, S. 1.

Antwort von Penguin Random House

Cover meines Science-Fiction-Romans. Gestaltung: Desygner.

Habe heute von der Verlagsgruppe Penguin Random House Nachricht bekommen, mein Science-Fiction-Roman, von dem ich ein Probekapitel (PDF) ans Lektorat des Goldmann-Verlags geschickt hatte, sei noch in der Prüfungsphase; ich würde Ende Juni Bescheid bekommen. Ok, das ist ja nicht mehr so lange.

Bücher über den Gimp

Nach der Durchsicht der diversen Literatur, die es über den Gimp gibt und die mich ehrlich gesagt durchweg nicht so besonders überzeugt, träume ich von dem ultimativen Gimp-Buch, in dem wirklich coole Sachen zu finden sind (ist ja – yep! – mit dem Gimp auch möglich). Statt dessen – Entschuldigung – absolut „hausbackene“ Sachen, die imho allenfalls einen Anfänger beeindrucken. Überdies sind diese Bücher auch alle mehr oder weniger nach „Schema F“ gestrickt – als ob es nicht auch anders ginge.

Mit das umfangreichste Gimp-Buch ist „Gimp 2.10“ von Jürgen Wolf, erschienen im renommierten Rheinwerk-Verlag (eine Leseprobe). Doch: Ungeachtet des Umfangs von 923 Seiten gelingt es dem Autor nicht, über das Mittelmaß hinauszuwachsen. Es heißt da zwar im Verlagstext zum Buch

„Mit diesem umfassenden Handbuch bleiben keine Fragen offen: Sie lernen GIMP von A bis Z kennen und erfahren, was wirklich in der Software steckt.“—Rheinwerk-Verlag

aber andererseits erhielt ich vom Verlag auf eine Email von mir die Antwort, daß „dieses Buch einem Profi eher nicht gerecht werde“. Da frage ich mich, was es bedeutet, wenn es da heißt „Mit diesem umfassenden Handbuch bleiben keine Fragen offen …“. Für mich jedenfalls tut sich da ein Widerspruch auf, ist in diesem Buch doch, um nur ein Beispiel herauszugreifen, nichts zum Thema Chroma-Keying mittels Gimp-GAP1 zu lesen.

Da ich morgen sowieso in Stuttgart bin, werde ich mir das obige Buch nochmal anschauen, aber ich bezweifle sehr, daß ich meine Meinung grundsätzlich ändern werde.

Irgendwie tut es mir ja leid, wenn ich hier so kritisch bin, hatte ich doch alles in allem einen freundlichen Email-Verkehr mit dem Rheinwerk-Verlag, aber ich habe eben – gerade auch durch meine Beschäftigung mit Visual FX – ein relativ hohes Qualitätsbewußtsein.

Weiterführende Links: Das offizielle Handbuch zum Gimp 2.10 , mein Beitrag „Gimp 2.10.18: Figur freistellen“ sowie meine Beiträge „Gimp-Galerien“ und „Jürgen Wolf: Gimp 2.10“.

1 GAP = Gimp Animation Package. Enthält u. a. einen – wie ich finde, gar nich schlechten – sogenannten Chroma-Keyer (Video > Bluebox...). GAP muß natürlich installiert sein; von Haus aus ist es im Gimp nicht enthalten. Unter Ubuntu kann man/frau es etwa über den Paketmamager Synaptic installieren (Paket gimp-gap) oder – alternativ – über sudo apt-get install gimp-gap.

Wattpad

Ich hatte ja heute meinen Science-Fiction-Roman (→ ein Probekapitel; PDF) bei Wattpad hochgeladen und dachte schon, ich könnte ihn mir jetzt mal anschauen bzw. hierher verlinken. So war meine Überraschung groß, als ich mich gerade nochmal bei Wattpad eingeloggt habe. Die ganzen Inhalte waren weg. 🙁 Keine Ahnung, was da los ist, aber ich habe von Wattpad erst mal die Nase voll. 🙁

Email an ABC

„Hello Mrs. Kline,

I am a blogger located in the southwest of Germany. I am writing you because I would like to post five stills (see attachment) from the 1968 ABC series, ‚It Takes A Thief‘ starring Robert Wagner. Please, note that this post is not online, yet. In addition to a copyright remark (which one?), a link to the ABC website would be provided. Since my funds are low, I am not able to pay high copyright fees, though. If this would be possible, could you probably provide information on where this intro was used? Was it a pilot for the series? AFAIK, the original theme was composed by Dave Grusin, whereas here it says ‚Music: Ernie Freeman‘. I used to watch the series when I was in my teens on German television.

Best regards,

Claus Cyrny, Germany“