Zum 1. Januar 2023 hat der Stuttgarter Verkehrsverbund VVS das StadtTicket hier in Ludwigsburg von € 3,- auf € 3,50 erhöht – das ist eine Preiserhöhung von über 15%. Da sieht man mal wieder, wie es hierzulande um den Umweltschutz bestellt ist, denn eigentlich müßte der ÖPNV billiger werden; idealerweise sollte er meiner Meinung nach sogar zum Nulltarif angeboten werden. Da kann ich nur konstatieren: So nicht!
Ich frage mich, wann denn endlich der kostenlose (und klimafreundliche) öffentliche Nahverkehr kommt. Das Argument, das Geld dazu würde fehlen, geht ins Leere, wenn man bedenkt, daß für solche Großprojekte wie Stuttgart 21 auch die Milliarden da sind. Da fehlt es einfach am politischen Willen.
Bei WeMove.EU können Leute eine eigene Kampagne starten. Ob das das Verbot eines Mega-Hafens auf Teneriffa betrifft oder ob die Abholzung der Wälder in der EU gestoppt werden soll – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Auf der Stuttgart-21-kritischen Website Kopfbahnhof 21 lese ich:
„FT [Financial Times] zufolge haben leitende Mitarbeiter der Bahntochter PSU (DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH) Schäden in Höhe von 600 Millionen Euro durch mutwillige Vergaben von überteuerten oder unnötigen Aufträgen verursacht, um dafür Bestechungsgelder zu erhalten.“–Martin Poguntke
Ich frage mich schon lange, weshalb dieses unliebsame Projekt gegen alle Widerstände durchgedrückt worden ist. Warum hat man nicht den bestehenden Kopfbahnhof modernisiert? Da wird immer geschrieen, daß zu wenig Geld da sei, aber das Beispiel Stuttgart 21 zeigt ganz exemplarisch, daß es geht, wenn man nur will, frei nach dem Motto „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“
Habe ich doch beim „Spiegel“ den Artikel „Künftiger Verkehrsminister Wissing präsentiert sich als Anwalt der Autofahrer“1 entdeckt, denke ich mir: Das ist typisch FDP, die eben bremst, wo sie kann. Ging schon die Absage ans Tempolimit in diese Richtung, kann ich das, was jetzt kommt, überhaupt nicht mehr nachvollziehen. Haben die denn gar nichts dazugelernt? frage ich mich.
1 Wissing will die Kfz-Steuer senken. Mich ärgert so etwas, hat der doch überhaupt nichts begriffen. Hier – und nicht nur hier – fällt mir unweigerlich Hermann Hesse ein.
„Anlässlich der Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene appelliert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) an die FDP, ihre umweltpolitische Blockadehaltung aufzugeben. „Eine ambitionierte Umweltpolitik ist Freiheitspolitik. Aber während die Weltgemeinschaft auf die 1,5-Grad-Grenze zurast und das sechste Artensterben begonnen hat, gefällt sich Christian Lindner in der Rolle des Verhinderers“, so der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt.“–BUND
Busse der SSB am Stuttgarter Schloßplatz. Quelle: VVS.
Auf eine Anfrage per Email an das Büro des Stuttgarter Oberbürgermeisters Dr. Frank Nopper habe ich ganz unerwartet schnell Antwort bekommen. Ein kostenloser ÖPNV in Stuttgart würde „weit über € 100 Millionen“ kosten. Das wäre vermutlich nur möglich, wenn da der Bund etwas zuschießen würde. Aber: Wenn das bei Stuttgart 21 geht, wo die Kosten immer weiter und weiter steigen, weshalb nicht beim ÖPNV?
In Planung ist jedenfalls ein Ticket für Jugendliche, Schüler und Studenten, das pro Jahr € 365 kosten soll. Nur zum Vergleich: Ich selbst bezahle für meine netzweit gültige polygoCard knapp € 700,- pro Jahr, also knapp das Doppelte.
Ich habe seit 1990 kein Auto mehr und möchte auch keins haben, selbst wenn ich mir eins leisten könnte. Mit dem ÖPNV des Stuttgarter Verkehrsverbunds VVS bin ich im Großen und Ganzen zufrieden. Es gibt nun für das Stadtgebiet Stuttgart auch nur noch eine einzige Zone, während es in den Neunzigerjahren noch vier Zonen waren: eine Kernzone und drei Zonen für die Randgebiete der Stadt.
Übersicht: Kostenentwicklung von „Stuttgart 21“. Quelle: WikiReal.
Bei WikiReal habe ich die obige Übersicht über die Kostenentwicklung beim Großprojekt „Stuttgart 21“ entdeckt. Dabei wurden nicht nur die offiziell von der Deutschen Bahn veröffentlichten Zahlen berücksichtigt, sondern auch bahninterne Berechnungen und unabhängige Schätzungen.
Busse der SSB am Stuttgarter Schloßplatz. Quelle: VVS
Auf eine Email von mir habe ich vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg unerwartet Antwort bekommen, es gäbe streng genommen keinen kostenlosen ÖPNV, was natürlich stimmt. Irgendjemand muß immer die entstehenden Kosten tragen. Dann wurde ich auf den sogenannten Mobilitätspass hingewiesen. Trotzdem war ich doch etwas enttäuscht, weil ich eine weiterreichende Lösung im Auge hatte und zumal in der estnischen Stadt Tallinn das Konzept vom für Einwohner kostenlosen ÖPNV funktioniert. Es fehlt hier, so mein Eindruck, einfach am politischen Willen.